Dani Dobreva – 22. September 2021

Altstadt Nürnberg

Nürnberg Altstadt

Zu dieser ganz besonderen Texthaus trifft Nürnberg-Runde holt mich meine liebe Freundin Dani Dobreva direkt im Texthaus ab. Nicht ohne Grund, denn unser Ziel ist die Altstadt. Eigentlich war ich ja ganz skeptisch und wollte die Altstadt so ein bisschen ausklammern, aber Dani beeindruckt mich immer wieder damit, dass sie einfach einen anderen Blickwinkel hat als ich. Deswegen verspreche ich mir von dieser Tour schon die ein oder andere Erkenntnis und natürlich beste Unterhaltung.

Der neue Augustinerhof

Vom Texthaus kommend biegen wir aus der Johannesgasse rechts in die Königstrasse ein, wo es gleich lebhafter wird. Es sind recht viele Menschen unterwegs, es ist noch September, die Corona-Beschränkungen spielen keine große Rolle und wir gehen in Richtung Lorenzkirche, einer der beiden Stadtkirchen. An der Lorenzkirche steht ein großer gelber Kran, da wird gearbeitet, alles sieht wie immer recht geschäftig aus und wir wollen jetzt über den Hauptmarkt zum neuen Augustinerhof schlendern. Unterwegs verlocken mich wie immer die Marktstände, die natürlich auf dem Hauptmarkt ganz klassisch unter weiß-rot-gestreiften Dächern ihre Waren anbieten, aber ich möchte ja nicht so viel tragen, also gehe ich jetzt lieber mal nicht einkaufen. Stattdessen gehen wir nach einem kleinen Stück auf dem Hauptmarkt links herum Richtung Augustinerhof. Der Augustinerhof ist ganz neu, ich habe ihn tatsächlich noch nicht gesehen und bin froh, dass ich jetzt diese Gelegenheit habe.

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Das Tor zum Augustinerhof und eine kleine Stärkung

Das Tor, durch das wir in den Augustinerhof kommen, ist nicht sehr beeindruckend, das muss ich zugeben. Aber durch den Torbogen hindurch geht es in ein von der Straße abgelegenes Areal. Bevor wir dort hingehen, nutzen wir aber das Angebot der Patisserie Pique Nique, die gleich neben dem Torbogen geöffnet hat und gönnen uns eine Kleinigkeit. Ach ja, ich habe einen Bagel mit vegetarischem Belag und Dani hat was Süßes, was auch sehr verlockend aussieht. Aber dieses Mal kann ich mich beherrschen. Das wird sich in Kürze ändern.

Gelungene Architektur und nette Leute

Im Innenhof ist auf der rechten Seite insbesondere ein Hotel, ein Stück weiter noch ein gastronomisches Angebot und auf der rechten Seite wurde vor Kurzem das Zukunftsmuseum eröffnet, das zum Deutschen Museum München gehört. Wir schauen uns das Entree des Zukunftsmuseums an, sehen uns in Ruhe um, lassen uns von den Menschen, die dort arbeiten, ein bisschen über das Konzept des Museums informieren. Der junge Mann, der dort arbeitet, macht uns dann auch drauf aufmerksam, dass es ermäßigte Preise für Studenten gibt. Auf meine Bemerkung, dass das für uns nicht mehr so ganz in Frage käme, ergänzt er prompt und sehr spontan, es würde auch ermäßigte Preise für Rentner geben. Das fand ich dann doch ein bisschen übertrieben, aber gut, es war nett gemeint – und vor allem lustig. Dani und ich beschließen, dass wir uns dieses Museum auf alle Fälle gemeinsam anschauen. Zwar nicht heute, aber in den nächsten Wochen mit ein bisschen mehr Zeit. Der Innenhof des Augustinerhofs, ich möchte ihn einfach mal so nennen, öffnet sich mit einigen Steinstufen in Richtung Pegnitz und sieht auch von der Brücke aus nett aus. Ich finde es architektonisch durchaus gelungen.

Die Weißgerbergasse, der Kettensteg und die Höhenangst

Wir schlendern durch die Karlstraße und biegen nach dem großen Parkhaus schnell rechts ab in die Schustergasse, wo Dani mir das kleine Restaurant Einzimmer Küche Bar zeigt. Ich war noch nie dort, es soll sehr gut sein und ich möchte es tatsächlich mal probieren. Ein interessantes Konzept, das auch gleich auf meine Da-muss-ich-hin-Liste kommt. Schließlich gelangen wir durch den Weinmarkt in die Weißgerbergasse. Die Weißgerbergasse hat einen, den Nürnbergern wohlbekannten, wunderschönen Bestand an wirklich alten Fachwerkhäusern, die den zweiten Weltkrieg überstanden haben. Sie ist ein touristisches Schmuckstück in Nürnberg. Wir tauschen uns ein wenig über die gastronomischen Betriebe aus, die es hier in großer Vielfalt gibt und dann kann ich nicht widerstehen, dann muss es doch etwas Süßes sein: Die kleine Eismanufaktur hat geöffnet. Ich gehe hinein und habe ein wunderbares Eis!

Unser nächstes Ziel ist der Kettensteg. Beim Kettensteg soll es sich um die älteste erhaltene eiserne Kettenbrücke in Kontinentaleuropa handeln. Das ist eine Bauform, die heute nicht mehr benutzt wird: Statt Drahtseilen halten Stäbe und Ketten die Brückenfläche, über die man geht. Für mich war das immer eine spannende Sache, weil ich erst mal lernen musste, über diesen Kettensteg ohne allzu große Panik zu gehen. Inzwischen kann ich das, aber wer ein bisschen Höhenangst hat, der kann das sicher verstehen. Nach zwanzig Jahren in Franken habe ich es gelernt. Entlang der Mauer steht übrigens auch das längste und gleichzeitig schmalste Haus Nürnbergs, in dem es mehrere sehr verwinkelte Wohnungen gibt.

Romantische Pegnitz

Die Blicke auf die Pegnitz und auf die Rundbögen der Brücke, die sich hier im Wasser spiegeln, sind immer wieder schön. Es ist kein Wunder, dass hier viele Menschen, die von weit her kommen, schlendern und ihre Fotoapparate zücken. Einfach eine schöne Ecke! Wir gehen am Pegnitzufer weiter und werfen noch einen Blick auf das Studentenwohnheim, das mit seiner wunderbaren Fachwerkfassade wirklich ein tolles historisches Gebäude ist. Da möchte man tatsächlich wieder studieren. Dann geht es über den Henkersteg zurück auf die andere Seite der Pegnitz und wir sind auf der Trödelmarktinsel. Wir gehen in Richtung der romantischen Inselspitze und biegen bei der Skulptur die Tänzer nach links ab auf den Schleifersteg, um wieder in Richtung Fleischbrücke zu gehen.

Auf zur Nürnberger Burg

Unser nächstes Ziel ist, wie sollte es auch für Einheimische anders sein, wenn sie sich die Altstadt von Nürnberg anschauen, die Burg. Da gibt es gar kein Vertun. Wir kommen von Süden auf den Tiergärtnerplatz, bleiben ein wenig stehen beim Wanderer, wo an lauen Sommerabenden der ganze Platz voller Menschen ist, die sich dort treffen und unterhalten. Zu Coronazeiten war das ja nicht ganz unkritisch. Diesen Platz verbinden viele Leute mit schönen Erinnerungen. Es ist ein Ort für gute, entspannte Stunden. Wir gehen dann rechts herum, um vor der Burg, hinter den kleinen Häusern, vorbei an der Skulptur des Dürerhasens in Richtung Ölberg zu gehen. Dann sind wir sozusagen am Fuße der Burg. Natürlich sind uns auf dem Weg dorthin die drei Dürerhasen in einem Schaufenster gegenüber des Dürerhauses nicht entgangen, schon weil einer der drei Hasen pink war. Diese Hasen sind denen aus der Installation „Das große Hasenstück“ von Ottmar Hörl nachempfunden. Sie durchziehen die ganze Stadt. Man findet sie an ganz vielen Stellen und vermutlich auch in den Wohnstuben vieler Nürnberg-Fans in ganz Deutschland und in der ganzen Welt.

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Postkartenidyll an der Nürnberger Burg

Wer am Ölberg spazieren geht, hat automatisch die Burg im Blick. Sie sieht immer wieder beeindruckend aus. Die Burgmauern, die teilweise ein bisschen verworfen scheinen, weil ein Teil der Burgmauer wohl aus natürlichem Fels besteht, so vermute ich zumindest. Auf der anderen Seite des Ölbergs sieht man die Giebel und die Dächer kleiner Häuschen. Über die Mauer auf dieser Seite scheint wilder Wein zu wachsen und dann kuschelt sich da nochmal ein ganz kleines Häuschen mit einem hohen Schornstein an den Burgberg. Also wirklich ein bezauberndes Idyll. Langsam aber sicher wenden wir uns wieder in südliche Richtung und gehen herunter vom Burgberg. Wir kommen an dem Haus vorbei, in dem Johann Petreius, auch Hans Peterlein genannt, gelebt hat. Er war Drucker und Holzschnitzer und hat Mitte des 16. Jahrhunderts in Nürnberg die Erstausgabe des Hauptwerks „Über die Umlaufbahnen der Himmelssphären“ von Nikolaus Kopernikus verlegt. Ein Stückchen weiter kommen wir am Restaurant Dürrer Hase vorbei. Ein nettes Restaurant mit sehr hübschen Fliesen an den Wänden, wo es Flammkuchen gibt. Das möchte ich dann auch noch mal bei Gelegenheit probieren. Aber nichtsdestotrotz gehen wir jetzt einfach weiter hinab in die Stadt und in Richtung Hauptmarkt. Wir kommen noch an der ältesten Puppenklinik von Nürnberg vorbei, die heißt Puppendoktor, wie sollte es anders sein und da hängt auch allerlei anderes Spielzeug im Fenster. Auch sicherlich das ein oder andere für den Weihnachtsbaum und Rauschgoldengel, kleine Püppchen für die Puppenstube, Puppengeschirr in rosa und lauter nette Stücke, die bestimmt schöne Geschichten erzählen können, findet man hier.

Politisches Nürnberg

An der Sebalduskirche kommen wir zum Klimacamp Nürnberg, einer wichtigen und großartigen Aktion, getragen vom Engagement vieler Menschen: „Wir bleiben bis ihr handelt“, verkünden sie. Ziel ist es, Aktionen gegen den Klimawandel in Bewegung zu setzen, politisch zu agieren, aufmerksam zu machen. Ich finde es eine ganz tolle Sache. Paletten als Zäune, selbstgemalte Transparente, viele Pflanzen, eine Spendenbox, unterschiedliche provisorische Zelte, eine Jurte ist auch dabei, glaube ich. Das Camp nimmt schon eine recht große Fläche ein. Schon dadurch fällt es im Stadtbild auf. Auch das ist hoffentlich ein Beitrag dazu, die Menschen ein bisschen zum Nachdenken zu bringen.

Zuletzt noch ein Drink

Nürnberg geniessen

Wir schlendern Richtung Rathaus weiter und dann zum Hauptmarkt. Nachdem wir den überquert haben, gehen wir in der Nachbarschaft des Heilig-Geist-Spitals einen Aperol-Spritz trinken. Den haben wir uns verdient. Leute gucken ist immer etwas Schönes und natürlich haben wir auch selber viel zu bereden. Obwohl ich die Altstadt gut kenne, habe ich mit Dani andere Winkel wahrgenommen und auch mal andere Perspektiven eingenommen. Das hat mir wieder gut gefallen.

Hier sind die Berichte zu den anderen Stadtteilen, die ich mit Texthaus trifft Nürnberg schon erlaufen habe.