Christine Lenz – 20. April 2021

Erlenstegen, Irrhain, Knoblauchsland und Almoshof

Was bin ich froh darüber, dass ich mit Texthaus trifft Nürnberg gestartet bin. Die erste Nürnberg-Runde war ein ganz wunderbarer Urlaubstag! Christine Lenz hat mich an der Endstation der Straßenbahn in Erlenstegen eingesammelt und wir sind erst einmal – nach ein paar Metern durch diesen schönen Stadtteil – in den Reichswald eingetaucht, um unsere Tour später in Almoshof zu beenden.

Klanghölzer und Eichelhäher

Die lange Treppe, ein Schwenk nach links und ein kurzes Stück den Bahndamm empor brachten uns zu dem wirklich besonderen Spielplatz. Riesige Klanghölzer, ein Barfußpfad, die Holzhütte und jede Menge Natur sind nicht nur für die Kinder toll. Erstaunlich, dass wir hier ganz allein waren. Es lohnt sich wirklich, hierherzukommen, um zu wandern und die Natur zu genießen. Wir haben einen Eichelhäher gesehen, es gibt Fledermauskästen und auch Blumentopfstationen, die als Vogelfutterstelle oder Insektenhotel dienen können. Die Zeit verging wie im Fluge und es war total schön, einfach die Augen offen zu halten und ein wenig zu plauschen.

Die Strecke der ehemaligen Ringbahn ist ein Paradies, das ich erst heute kennenlerne. Das Gebiet ist ideal für eine kleine Wanderung. Die Bank beim Barfußpfad, die zum Rasten einlädt, entstand übrigens aus der Achse eines rekonstruierten Dritte-Klasse-Wagens der Ludwigs-Bahn. Christine hat Tee mitgebracht, den sie mir – perfekt organisiert – im rosa Becher serviert. Das tat gut!

Am Hühner-Wagen

Unsere nächste Station ist der Hühner-Wagen von Eier Ell. Der Platz scheint sich zu einem Kommunikationsknotenpunkt zu mausern. Zumindest an diesem Tag trafen sich dort einige Nachbarn. Eine kleine Anekdote am Rande: Wir kauften unsere Eier am Automaten, doch Christines Packung war leer. Zum Glück war der Chef zufällig zur Stelle, sorgte für Abhilfe und klärte uns auf, dass die Kundinnen und Kunden manchmal leere Eierpappen auf diese Weise zurückgeben: Volle Packung aus dem Automaten nehmen. Leere Packung reinstellen. Das war jetzt zwar nur semi-erfolgreich, sorgte jedoch für viele freundlich lachende Gesichter. Wie schön!

Nach Almoshof

Weil auf meiner Wunschliste Hofläden standen, ging es gleich weiter nach Almoshof. Am Selbstbedienungsautomaten mit den bewurzelten Salaten hatten wir unsere Freude. Es gibt ein kleines Filmchen von nicht allzu toller Qualität, das man sich bei Youtube ansehen kann. Es zeigt halbwegs den Automatismus, mit dem die Salate aus ihrem Regal geholt und an die Klappe transportiert werden. Dazu sucht man sich seinen Salat aus. Meine waren A6 und A5. Schließlich drückt man den Button „Ernten“ und schon ist der Salat auf dem Weg zur Klappe des High-Tech-Verkaufsstands. Gezahlt wird ganz traditionell an einer analogen Vertrauenskasse. Einfach das Geld in die Spartöpfe stecken, schon kommt es an sein Ziel. A5 und A6 stehen jetzt liebevoll eingetopft im meinem Schlafzimmer auf der Fensterbank.

Almoshof ist wirklich bezaubernd. Zum einen, weil der Stadtteil noch immer recht ländlich wirkt. Zumindest auf Menschen, die wie ich in der Altstadt leben. Ein Highlight ist selbstverständlich Schloss Almoshof. Viele kennen es von den Veranstaltungen, die vor der Pandemie hier stattfanden. Aber es sind auch die kleinen Eyecatcher, die für eine gute Stimmung sorgen. Zum Beispiel der zauberhaft bemalte Glücksstein, den wir unterwegs entdecken. Nicht vergessen wollen wir auch die freundlich grüßenden Menschen, die hier wohnen und sehr entspannt zu sein scheinen.

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Irrhain des Pegnesischen Blumenordens

Unser nächstes Ziel ist der Irrhain des Pegnesischen Blumenordens in der Nähe von Kraftshof. Dieser Orden, der sich der Sprache und der Dichtung verschrieben hat, besteht seit 1644, also seit der Zeit des Barock. Wir machen uns auf den Weg, spazieren an Feldern entlang, freuen uns über Pferde und Reiterinnen. Christine entdeckt Vögel, die sich auf dem Feld wohl amüsieren. Leider reicht meine Brille nicht bis zu den Piepmätzen. Was ich aber sehe, sind die vielen Kunststoffreste in dem Boden, der hier landwirtschaftlich genutzt wird. Das finde ich schon erschreckend. Es ist nicht wenig – und ich frage mich, wie viel davon in Form von Mikroplastik auf meinem Teller landet. Ich lerne jetzt, wie hoch die Belastung tatsächlich ist. Es ist erschütternd! Die Firma Plastikalternative GmbH hat viele Infos aufbereitet und auf der Kampagnenseite Mikroplastik kann man auch viel zu dem Thema erfahren.

Wir gehen weiter zum Eingang des Irrhains. Kurz vor dem Torbogen begrüßt uns aus einem Garten ein fröhlich angemalter Bauwagen – solche netten Höhepunkte machen doch immer Freude! Und es gibt unterwegs so viel zu entdecken. Bevor wir in die Allee einbiegen, nutzen wir den Stuhl für eine kleine Foto-Session. Die Lehne wurde stilistisch vielseitig geschmückt. Und mit einem eindeutigen Hinweis versehen: „Finger weg von den Sachen“

Artenschutz, Literaten und Biscotti

Klare Sache, daran halten wir uns und wandeln durch den Torbogen und die Allee entlang weiter in Richtung Irrhain. Hier sind einige sehr alte Bäume zu entdecken. Im Irrhain auch, manch ein morscher Ast darf hier einfach zu Boden fallen und liegen bleiben, um den natürlichen Kreislauf des Werdens und Vergehens in Gang zu halten. Das ist praktizierter Naturschutz, denn es ist ein Beitrag dazu, dass die Artenvielfalt erhalten bleiben kann. An diesem Ort spielen übrigens der Mittelspecht und der Eremitenkäfer die Hauptrollen.

Wir haben es uns mit Tee und Christines wunderbaren Biscotti im Irrhain noch ein wenig gemütlich gemacht und uns dann wieder auf den Heimweg gemacht. Vielen Dank für diesen herrlichen Urlaubstag in Nürnberg und all die vielen Dinge, die ich erfahren durfte, liebe Christine – es war ganz wunderbar!

Alle Infos über die Aktion: Texthaus trifft Nürnberg