Manfred Kümmerling – 21. August 2021

Wöhrder See

Wohnt man wie ich mitten in der Altstadt, ist das quirlige Leben besonders am Wochenende inspirierend. Deswegen ist es einfach schön, dass in der Johannesgasse gleich mehrere gastronomische Betriebe rund um das Texthaus für Trubel sorgen. Steht man vor dem Texthaus, ist auf der linken Seite das C’era Una Volta, das von Franco Bruno und seiner Familie geführt wird. Auf der rechten Seite des Texthauses ist die Bar 59, die Manfred Kümmerling gemeinsam mit seinem Mann führt. Und mit Manfred darf ich an diesem wunderbaren Augusttag eine Texthaus trifft Nürnberg-Runde um den gesamten Wöhrder See machen.

Der wilde Reiter
Reiterstatue am Wöhrder See

Der wilde Reiter

Wir treffen uns im Sonnenschein des frühen Nachmittags beim Standbild des Wilden Reiters am WöhrderSee. Der Wilde Reiter, er wurde einer Figur des Neptunbrunnens nachempfunden, stand übrigens ursprünglich im Volksbad. Nach der Schließung im Jahr 1994 wurde der Reiter mit seinem wasserspeienden Ross an den Wöhrder See umgesiedelt. Neben dem Standbild rauscht der Verkehr über den Wöhrder Talübergang, der hier auf der Konrad-Adenauer-Brücke die Pegnitz überquert. Wir entscheiden, unseren Weg auf der Südseite des Wöhrder Sees zu beginnen, schlendern über den Wöhrder Wiesenweg in Richtung Norikus-Hochhäuser und freuen uns über die positive Entwicklung dieser städtischen Freizeit- und Naturanlage. Der Bootsverleih ist gut besucht. An der Norikus-Bucht, die seewärts vom gleichnamigen Damm begrenzt wird, erholen sich Nürnbergerinnen und Nürnberger am sonnigen Sandstrand oder im Wasser von der Arbeitswoche. Interessant ist hier aber auch die Regenerationszone im östlichen Wasserbereich. Sie ist ein natürlicher Filter mit Schilfpflanzen, der das Wasser reinigt.

Unterricht und spielende Kinder

Wenige Meter weiter kommen wir an der Energie- und Umweltstation des Wöhrder Sees vorbei. Großer Pluspunkt für den Freizeitwert ist mit Sicherheit das öffentliche WC, das hier eingerichtet wurde. Doch die Energie- und Umweltstation bietet mehr. Vormittags werden hier Schulklassen unterrichtet, die den Seminarraum, die Bereiche auf dem Deck und am Wasser nutzen können. Vorträge am Abend und offene Veranstaltungen am Nachmittag ergänzen das Angebot. Besonders verlockend ist natürlich der ein Stückchen weiter östlich gelegene Wasserspielplatz, auf dem die Kinder sich vergnügen. Es gibt einen Wasserlauf und eine Sandfläche, auf der man nach Herzenslust im Baggermatsch spielen kann – klasse!

Die fünf Zyklopen am Wöhrder See

Nach einer Weile verlassen wir den Hauptweg, gehen rechts ein bisschen den kleinen Hügel hinauf und konzentrieren uns auf Kunst und Kultur: Manfred zeigt mir die fünf Zyklopen, die hinter einem schönen, frei stehenden Laubbaum auf einer kleinen Lichtung stehen. Über einem der fünf Zyklopen wurde einen Regenschirm aufgespannt. Wer ihm den wohl geschenkt hat? Ich kannte die mächtigen Steinfiguren auf dem Hügel nicht, die dort zwar einen Kreis bilden, aber einander wenig Beachtung zu schenken scheinen. Manfred berichtet mir, dass sie oft sehr schmutzig oder bemalt sind. Aber wir haben Glück, denn rechtzeitig vor dem Tag unserer Seewanderung scheinen sie frisch gereinigt worden zu sein. Von hier oben hat man übrigens auch einen besonders guten Ausblick über den Wöhrder See.

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  • Der wilde Reiter

Gute Gespräche

Allmählich kommen wir mehr und mehr in den Genuss des Schattens, den die Bäume auf beiden Seiten des Weges werfen. An diesem herrlichen Sommertag ist uns das sehr willkommen. Wir gehen jetzt Richtung Satzinger Mühle, kommen dann am Kirchweihplatz vorbei und sind auch schon auf der Nordseite des Wöhrder Sees. Manfred berichtet von seinem Engagement in der Nürnberger SPD. Vor allem queere Themen sind es, für die er sich engagiert. Ich möchte gerne wissen, um welche Lebensbereiche es dabei konkret geht. Manfred erklärt mir, dass etwa die Betreuung von alten Menschen, die beispielsweise homosexuell oder bisexuell sind, andere Anforderungen an das Pflegepersonal und die Pflegeinstitutionen stellen. Das ist einleuchtend, aber ich habe mir darüber noch nie Gedanken gemacht. Wie vermutlich viele andere Menschen auch. Ein wichtiges Thema also, für das es sich lohnt, sich zu engagieren. Aber nur ein Beispiel für viele queere Aufgaben, denen unsere sich verändernde Gesellschaft sich öffnen muss.

Gänse am Wöhrder See
Der Gänsebereich am Wöhrder See

Platz für Gänse

Auch auf der Südseite ist der Uferbereich des Wöhrder Sees ein traumhaftes Erholungsgebiet. Wir beobachten verschiedene Vögel, deren Namen wir nicht alle kennen, kommen an der Hundewiese vorbei und auch am Gänsebereich. Ja, den Gänsebereich gibt es tatsächlich! Dort sind Schwimmen und Angeln verboten. Hunde müssen an die Leine genommen werden. Ufer und Wiese sind hier nämlich für die Gänse reserviert. Eine tolle Sache! Nur leider ist hier heute weit und breit keine Gans zu sehen. Haben die etwa das Schild nicht gelesen? Nein, wir müssen erst noch ein bisschen weiter spazieren, um dann einer großen Gänseschar zu begegnen. Vor dem Geschnatter und den langen Hälsen habe ich schon Respekt, das muss ich zugeben. Aber sie lassen uns ungehindert passieren. Manfred scheint etwas entspannter zu sein als ich. Aber ich bin schon etwas erleichtert, als wir einen aufgerissenen Gänseschnabel zügig passieren – Glück gehabt!

See-Feeling am Wastl

Wenn ich um den Wöhrder See gehe, ist der wunderbare Steg am Sebastianspital, das im Volksmund gern mal Wastl genannt wird, immer ein kleines Highlight auf meinem Weg. Hier ist man dem Wasser noch ein bisschen näher und genießt die Natur intensiver. Dabei wurde der Steg nicht nur gebaut, um den Erlebnischarakter zu verstärken. Hier sollte auch ein gefährlicher Engpass beseitigt werden, der früher Fußgängern und Radfahrern leicht gefährlich werden konnte. Der Steg ist übrigens nicht das einzige Beispiel dafür, dass man mit intelligenten Bauvorhaben Synergien nutzen kann: Schließlich entstand der Wöhrder See vor rund 50 Jahren vor allem, um die Altstadt vor Hochwasser zu schützen. Doch was daraus wurde, genießen viele Nürnbergerinnen und Nürnberger mit großer Begeisterung.

Ein guter Platz

Am Sandstrand des Nordufers, wo es seit 2020 übrigens auch ein Café und öffentliche Toiletten gibt, genießen Menschen jeglicher Altersgruppen den schönen Nachmittag. Es ist ein guter Platz. Und es ist ein schöner Weg rund um den Wöhrder See gewesen, für den ich Manfred herzlich danke. Genau wie für das gute Gespräch, das mich inspirierte und mich bei dieser Texthaus trifft Nürnberg-Runde sogar vom Fotografieren abgelenkt hat. Nächstes Mal gibt es wieder mehr Bilder. Versprochen!