Astrid Donata Meier – 23. September 2022

Worzeldorf

Zur Texthaus trifft Nürnberg-Runde mit Astrid Donata Meier fahre ich nach Worzeldorf. Ich steige an der Haltestelle Worzeldorfer Hauptstraße aus und schon sehe ich Astrid kommen. Worzeldorf ist sehr beschaulich im Vergleich zu meiner Innenstadtlage. Ich wohne zwar lieber in der Innenstadt, aber ich finde diese Stadtteile am Rand immer wunderschön. Das sind zumindest auf den ersten Blick immer noch geordnete Strukturen, alles ist aufgeräumt. Ich mag das ganz gern.

Allerlei Getier in Worzeldorf

Allerdings hat dieses naturnahe Leben auch seine Tücken. Astrid berichtet mir von Schlangen und allerlei Getier, mit dem man hier zurechtkommen muss, wenn man einen Garten hat. Und Astrid hat sowohl einen Garten als auch auch schon mehrere Schlangenkontakte gehabt. Eines Tages hatte sie sogar eine Schlange an ihrem Auto. Auch eine Kröte war ganz in der Nähe. Diese Schlange war ein bisschen hungrig und hatte die Kröte im Visier. Als Astrid zurück kam war die Kröte weg und die Schlange hatte einen dicken Hubbel im Bauch. Ja, und bei Nachbarn gab es irgendwann keine Fische mehr im Teich, die sind vermutlich auch von einer Schlange geholt worden, die dort ansässig war. Als die Fische weg waren, ward auch die Schlange nicht mehr gesehen. Die Keller sollte man tunlichst vergittern, wenn man keinen Schlangenbesuch haben möchte. Auch in dieser Hinsicht musste Astrid schon ihre Erfahrungen machen. Das haben wir hier in der Stadt zum Glück nicht. Dafür gibt es hier anderes Getier.

Worzeldorfer Steinbruch

Astrid hat mir ein paar Vorschläge zu unserem Spaziergang zu machen. Es gibt sogar einen Steinbruch in Worzeldorf, was ich gar nicht wusste und Astrid erzählt mir auch gleich, dass man mit dem Stein inzwischen sehr sparsam umgeht und dass es nur selten mal zu Abbauarbeiten kommt, die dann natürlich laut sind. Aber damit kann man gut leben, meint sie, kein Problem, denn es ist ja nicht die Regel.

Fitness am Alten Kanal

Wir entscheiden uns aber erst einmal, am Alten Kanal entlang zu gehen, der auch hier wunderschön ist. Ich bin hier auch schon gewandert, aber aus dieser Perspektive kannte ich es noch nicht. Es ist alles grün und der Himmel ist zu Beginn unserer Tour, na ja, nicht richtig sonnig, aber auch nicht richtig bedeckt. Das ist zum Laufen ganz angenehm. Wir schlendern weiter und unterhalten uns natürlich auch über Fachfragen, denn Astrid ist schreibende Kollegin und hat mit ihrem Blog GoLefanio ein Herzensprojekt realisiert. Dabei sind wir eher gemütlich unterwegs, müssen aber unbedingt den beiden Herren Bewunderung zollen, die auf der anderen Straßenseite joggen und sich dabei so laut unterhalten, dass wir jedes Wort verstehen. Die sind gut bei Luft, meint Astrid und hat mit Sicherheit recht. Tatsächlich überholen sie uns später auf unserer Seite und schnacken immer noch miteinander. Nicht schlecht! Ich muss zugeben, davon ist meine Kondition weit entfernt.

Ein Stückchen Jakobsweg ab Worzeldorf

Worzeldorf: Jakobsweg
Worzeldorf: ein Stück Jakobsweg

Was natürlich wieder auffällt am Kanal, sind die Jakobweg-Muscheln. Sehr schön, die erinnern mich daran, dass ich diesen Weg bald in Eichstätt weitergehen möchte. Wir kommen an einem Baum vorbei, der gegabelt ist, er ist entrindet und in mehreren Metern Höhe gekappt. Ein alter toter Baum. Astrid wartet darauf, dass sich dort irgendwann irgendein Vogel niederlässt und in der Höhe brütet. Ich weiß nicht, ob es für Störche hoch genug ist, aber die Vorstellung ist sehr schön. Links und rechts von diesem Baumstamm stehen Bänke, man kann hier wunderbar pausieren und ich genieße dieses grüne Umfeld sehr. Grün tut der Seele gut und Astrid hat das große Vergnügen, das jeden Tag zu genießen. Sie geht auch regelmäßig hinaus, spazieren, an die Luft. Eine tolle Sache, wenn man in so einer Gegend wohnt.

Der Zeidlerverein

Weiter geht’s durch den Wald und wir kommen zum Zeidlerverein. Die haben ein kleines Vereinshaus, den Zeidlerverein Bienenheim Edelsgarten und der gehört zum Zeidlerverein Kloster Pillenreuth. Das schaut sehr idyllisch aus. Einmal im Jahr wird hier ein Vereinsfest gefeiert, was sehr schön sein soll, wegen Corona aber mehrere Jahre nicht stattfand.

Große Kontraste

Über Feldwege gehen wir in Richtung Herpersdorf, ich genieße den Ausblick, der Himmel scheint blauer zu werden, als ob die Welt sich über den Wiesen öffnet. Schließlich kommen wir an einer großen, wirklich sehr mächtigen und breiten Zypressenhecke vorbei, in die ein kleines Türchen eingelassen ist. Das sieht fast märchenhaft aus – und ein Stück weiter sehen wir dann auch ein hochherrschaftliches Tor mit riesigen Ausmaßen und ganz weit im Hintergrund blitzt ein Hausdach hervor. Ich weiß nicht, ob ich so leben möchte, aber es ist schon wunderschön, das kann man nicht anders sagen. Es ist sehr viel Raum ums Haus. Das ist ein großer Kontrast zu den Wohnungen des sozialen Wohnungsbaus, die wir dann kurz streifen, als wir in Herpersdorf ankommen.

Das Sühnekreuz

Worzeldorf: das Sühnekreuz
Worzeldorf hat ein Sühnekreuz von 1522

Wir schlendern ein bisschen durch die Straßen und sehen dann ein Sühnekreuz. Hochinteressant, dass es Sühnekreuze gibt, wusste ich. Dass hier eines seit dem frühen 16. Jahrhundert steht, natürlich nicht. Es wurde von Jakob von Kobler 1522 aufgestellt. Jakob von Kobler kam aus Worzeldorf und hatte einen Knecht aus Pillenreuth, den Knecht Jobst, auf der Kornburger Kirchweih tödlich verletzt. Wie gruselig! Ich will mich auf alle Fälle mal schlau machen, was es mit den Sühnekreuzen hier in der Gegend auf sich hat, ob das regelmäßig so gehandhabt wurde, dass auf diese Art und Weise auch so schwere Straftaten gesühnt werden konnten.

Auf der Sonnenseite

Dann wenden wir uns den sonnigen Seiten des Lebens zu und zwar im doppelten Sinne. Wir gehen nämlich zum Eis-Dealer. Der hat wunderbare Eissorten im Angebot, ich hatte Joghurt und Waldmeister. Beide waren sehr lecker. Es hat wirklich nach Joghurt geschmeckt, nach Waldmeister und war nicht so pappsüß, wie es sonst oft der Fall ist. Schade, dass der nicht bei uns in der Nähe ist. Das hätte ich gern öfter! Wir haben uns vor die Tür gesetzt, es war noch schön sonnig draußen, Familien mit kleinen Kindern kamen und gingen, machten dort ein Päuschen und es gab Eis als Highlight in den letzten Sommertagen. Ich hoffe, ich komme mal wieder in die Gegend, denn dieses Eis muss ich wieder haben. Das ist ab sofort meine zweitliebste Eisdiele in Nürnberg.

Ein letztes Päuschen

Der Weg ist nicht weit und so dauert es auch nicht lange und wir sind schon wieder in Worzeldorf. Dort machen wir Pause in dem Café der Bäckerei Nusselt, trinken unter dem hohen Baum im Halbschatten noch einen Kaffee und plauschen ein Weilchen. Was für ein herrlicher Nachmittag! Vielen Dank, liebe Astrid für diesen wunderbaren Austausch und die Einblicke in das Worzeldorfer Leben.

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